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Was gehört in einen ESG-Report? Die 10 wichtigsten Kennzahlen für Ihr ESG-Reporting
Was gehört in einen ESG-Report? Die 10 wichtigsten Kennzahlen für Ihr ESG-Reporting
25. Juni 2025

Auf der EU-Ebene wird intensiv über die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) diskutiert. Da die Mühlen in der EU langsam mahlen, wird es noch eine Weile dauern, bis final feststehen wird, wie das zukünftige ESG-Reporting konkret auszusehen hat und welche Unternehmen aus rechtlicher Sicht einen ESG-Bericht erstellen müssen. Neben den unterschiedlichen Wortmeldungen – eine sehr interessante ist gerade kürzlich von der EZB eingebracht – steht bereits fest, dass die Unternehmen, die ursprünglich in der zweiten Gruppe betroffen gewesen wären (§267ff HGB), nun erst in zwei Jahren einen ESG-Bericht erstellen müssen, auf der Basis der dann geltenden Rechtsgrundlage.

Zwei Jahre Aufschub, gesetzlichen Anforderungen nachzukommen, sind zwei Jahre ohne zeitlichen Druck sich vorzubereiten, Daten zu sammeln und Prozesse aufzubauen oder bestenfalls sogar zu automatisieren. Die Kunst der ESG-Berichterstattung zum jetzigen Zeitpunkt liegt daher nicht in der vollständigen Abdeckung aller möglichen Metriken, sondern in der strategischen Auswahl derjenigen Kennzahlen, die für das jeweilige Unternehmen und seine Stakeholder von großer Bedeutung sind.

Dieser Artikel soll als praktische Einführung in die ESG-Berichterstattung dienen und aufzeigen, welche Kennzahlen und Aspekte für ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsreporting essentiell sind.

ESG-Reporting: Grundlagen der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Definition und Bedeutung

Der ESG-Report ist ein Bericht, in dem Unternehmen darlegen, wie sie mit ökologischen, sozialen und unternehmensbezogenen Verantwortlichkeiten umgehen. Ziel ist es, Transparenz über das nachhaltige Handeln des Unternehmens zu schaffen und die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Umwelt, Gesellschaft und interne Strukturen nachvollziehbar zu machen.

Dieser Bericht richtet sich an verschiedene Interessengruppen – darunter Investoren, Kunden, Mitarbeitende und Aufsichtsbehörden. Er umfasst die strukturierte Offenlegung von Nachhaltigkeitsstrategien, gesellschaftlicher Verantwortung und operativen Leistungen durch quantifizierbare Kennzahlen aus allen drei ESG-Bereichen. Unternehmen dokumentieren dabei konkrete Aspekte wie ihren Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß, die Einhaltung von Menschenrechten und Arbeitsbedingungen, sowie ihre Führungs- und Compliance-Strukturen.

Die drei Säulen des ESG-Reportings

Die Grundbausteine eines ESG-Reports sind die drei Hauptbereiche, die jeweils spezifische Aspekte der nachhaltigen Unternehmensführung abdecken:

  • Environmental (Umwelt): Dieser Teil beleuchtet, wie das Unternehmen mit natürlichen Ressourcen umgeht, welche Umweltauswirkungen es hat und welche Maßnahmen es zur Reduktion von Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch, Abfall und zum Schutz der Biodiversität ergreift. Neben den Auswirkungen auf die Umwelt (Impacts) geht es hier auch um die Bewertung der daraus entstehenden Risiken und Chancen ( Risk and Opportunities) sowie um die Anpassung an den Klimawandel.
  • Social (Soziales): Hier werden die Beziehungen des Unternehmens zu Mitarbeitenden, Lieferanten, Kunden und zur Gesellschaft betrachtet. Typische Themen sind Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit, Diversität, Inklusion, Weiterbildung, gesellschaftliches Engagement und die Verantwortung in der Lieferkette.
  • Governance (Unternehmensführung): Dieser Abschnitt befasst sich mit der Unternehmensführung, also mit Strukturen, Prozessen und Richtlinien, die eine verantwortungsvolle, transparente und ethische Führung sicherstellen. Dazu zählen zum Beispiel die Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat, Compliance, Antikorruptionsmaßnahmen und Vergütungsstrukturen.

Ein vollständiger ESG-Report enthält zu jedem dieser Bereiche sowohl qualitative Beschreibungen (z.B. Strategien, Leitlinien, Initiativen) als auch quantitative Kennzahlen (KPIs), die den aktuellen Status beschreiben und die Fortschritte und Leistungen messbar machen.

Der zentrale Schritt beim Aufbau einer Nachhaltigkeitsberichtserstattung ist die sog. doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Allen Diskussionsbeiträgen in der aktuellen Debatte nach, wird dies auch so bleiben.

Diesen Prozess der Wesentlichkeitsanalyse zu durchlaufen ist sehr sinnvoll und bietet viele Vorteile. Auch, wenn unsererseits dieser Schritt empfohlen wird, beginnen könnte man auch ohne diesen. Wir empfehlen vor allem, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, es sukzessive im Unternehmen zu etablieren und in die Geschäftsprozesse einzubauen.

ESG-Reporting in drei verschiedenen Ebenen betrachtet

Die Diskussion um die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die allgemeine Rechtslage wird weiterhin die ESG-Landschaft dominieren. Fest steht aber, dass das ESG-Reporting weitaus komplexer ist als pure Compliance-Erfüllung. Eine differenzierte Betrachtung auf drei strategischen Ebenen ist erforderlich – jede mit spezifischen Zielsetzungen ausgestattet. Erfolgreiches ESG-Reporting funktioniert auf drei Ebenen:

1. Rechtliche Compliance-Ebene

Die erste Ebene umfasst alle gesetzlich vorgeschriebenen Berichtspflichten. Hier geht es um die strikte Erfüllung regulatorischer Anforderungen wie der CSRD oder anderen nationalen und internationalen Nachhaltigkeitsvorschriften. Diese Ebene ist für betroffene Unternehmen nicht optional – sie müssen die entsprechenden Standards einhalten, die geforderten Daten erheben und prüfungssichere Berichte erstellen. Die Compliance-Ebene bildet das rechtliche Fundament der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

2. Faktisch und indirekt betroffene Ebene

Die zweite Ebene erfasst Unternehmen, die nicht direkt unter gesetzliche Berichtspflichten fallen, aber dennoch mit Nachhaltigkeitsanforderungen konfrontiert werden. Diese indirekte Betroffenheit entsteht durch verschiedene Stakeholder:

Aus der Lieferkette heraus, wenn Kunden oder Geschäftspartner ESG-Daten für ihre eigene Berichterstattung benötigen. Von Finanzierungspartnern wie Banken, die ESG-Kriterien in ihre Kreditvergabe integrieren. Durch Gesellschafter und Investoren, die Nachhaltigkeitsinformationen als Investitionskriterium verwenden. Von Versicherungen, die ESG-Faktoren in ihre Risikobewertung einbeziehen.

Diese Ebene zeigt, wie sich regulatorische Anforderungen wellenartig durch die gesamte Wirtschaft ausbreiten und auch nicht direkt betroffene Unternehmen unter Handlungsdruck setzen.

3. Management-Ebene

Die dritte Ebene betrachtet Nachhaltigkeitsreporting als strategisches Managementinstrument. Hier steht nicht die Erfüllung externer Anforderungen im Vordergrund, sondern die Nutzung von ESG-Daten für interne Steuerung, Entscheidungsfindung und zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen.

Nachhaltigkeit wird zur Managementaufgabe für zukunftsorientierte und langfristige Entscheidungen. ESG-Reporting dient als Risiko-Management-Tool zur Identifikation und Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken. Die erhobenen Daten helfen beim Aufbau einer resilienten Organisation, die auf künftige Herausforderungen vorbereitet ist.

Auf dieser Ebene nutzen Unternehmen Nachhaltigkeitskennzahlen proaktiv zur Optimierung ihrer Geschäftsprozesse, zur Identifikation neuer Marktchancen und zur strategischen Positionierung im Wettbewerb.

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Die 10 wichtigsten ESG-KPIs für jeden Nachhaltigkeitsbericht

Die Auswahl der wichtigsten Kennzahlen kann je nach Branche variieren. Dennoch gibt es einige KPIs, die in fast jedem ESG-Report eine zentrale Rolle spielen.

  1. CO₂-Emissionen (Scope 1, 2, 3): Gesamte Treibhausgasemissionen, unterteilt nach direkten und indirekten Emissionen. Das GHG-Protokoll umfasst noch weitere Gase, die schädlich auf unser Klima einwirken. Hier muss geprüft werden, inwieweit diese in der Wertschöpfungskette oder im Betrieb freigesetzt werden.
  1. Energieverbrauch und Anteil erneuerbarer Energien: Gesamtenergiebedarf, deren Quellen und der Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch.
  1. Wasserverbrauch: Gesamtmenge des verbrauchten Wassers, dessen Entsorgung und Maßnahmen zur Reduktion.
  1. Ressourcenfluss und Abfallaufkommen sowie Recyclingquote: Die Erfassung aller eingehenden und ausgehenden Ressourcen, sowie der Menge des produzierten Abfalls und Anteil wiederverwerteter Materialien.
  1. Arbeitsunfälle und Arbeitssicherheit: Anzahl der Arbeitsunfälle pro Jahr und Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit.
  1. Mitarbeiterfluktuation: Anteil der Mitarbeiter, die das Unternehmen jährlich verlassen.
  1. Diversität im Unternehmen: Anteil von Frauen und Minderheiten in Führungspositionen und im Gesamtunternehmen.
  1. Gender-Pay-Gap: Unterschied in der Bezahlung zwischen Männern und Frauen.
  1. Compliance-Vorfälle: Anzahl der gemeldeten Verstöße gegen Gesetze und interne Richtlinien.
  1. Anteil unabhängiger Mitglieder im Aufsichtsrat: Grad der Unabhängigkeit und Vielfalt in der Unternehmensführung.

Diese KPIs ermöglichen es, Fortschritte und Entwicklungspotenziale schnell zu erkennen und gezielt erste Maßnahmen abzuleiten.

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Fazit

Unabhängig davon, für welche Unternehmen das ESG-Reporting künftig gesetzlich verpflichtend wird oder nicht, ergeben sich aus den drei dargestellten Ebenen sowie einer Vielzahl weiterer Regularien (PPWR, ESPN, CBAM etc.) faktische Gründe, sich mit Nachhaltigkeit und der Erstellung eines ESG-Berichts auseinanderzusetzen. Die geplanten Omnibus-Anpassungen mindern für viele Unternehmen den zeitlichen Umsetzungsdruck und vermutlich auch den Umfang, ändern jedoch nichts an der grundsätzlichen Relevanz sowie der direkten und indirekten Verpflichtung zur Erstellung eines ESG-Reports.

Doch statt nur auf Pflichterfüllung zu setzen, lohnt sich der Blick auf das große Ganze: ESG-Reporting kann zum echten Treiber für Veränderung werden.

Wenn ohnehin Zeit und Ressourcen in den Aufbau von Prozessen und Datenstrukturen investiert werden, lohnt es sich, auch den Nutzen sichtbar zu machen. ESG-Berichte helfen dabei, Risiken und Chancen frühzeitig zu identifizieren und aktiv zu steuern. Darüber hinaus stärkt eine transparente Kommunikation über verschiedene Kanäle das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitenden, Investoren und Medien. Und nicht zuletzt zahlen sich nachhaltige Maßnahmen oft auch operativ aus: durch Effizienzgewinne, Innovationspotenziale und stärkere Mitarbeiterbindung.

Die hier vorgestellten Bausteine und KPIs bilden das Grundgerüst für eine professionelle ESG-Berichterstattung. Ihre Auswahl und Gewichtung sollten jedoch immer im Kontext der spezifischen Geschäftstätigkeit, der Stakeholder-Erwartungen sowie der regulatorischen Anforderungen erfolgen.


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