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Strategisches IT-Benchmarking für nachhaltige Erfolge
Strategisches IT-Benchmarking für nachhaltige Erfolge
8. Juli 2025

In vielen deutschen Unternehmen wird IT-Benchmarking primär als Werkzeug genutzt, um die aktuellen IT-Kosten mit dem Markt zu vergleichen – eine Momentaufnahme, die oft zu kurz greift. Denn das wahre Potenzial von IT-Benchmarks liegt in ihrer strategischen Nutzung: Sie ermöglichen es, technologische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und gezielt in die langfristige IT-Planung zu integrieren. Strategisches IT-Benchmarking wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die ihre IT-Investitionen zukunftssicher gestalten möchten.

Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gewinnen strategische IT-Benchmarks an Relevanz. Unternehmen stehen unter wachsendem Kostendruck und müssen gleichzeitig innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Ein intelligenter Benchmark liefert nicht nur Transparenz über die aktuelle Kosteneffizienz, sondern schafft auch eine belastbare Grundlage für zukunftsgerichtete Investitionen.

Was ist Benchmarking?

IT-Benchmarking ist eine Methode, bei der die Performance der IT-Dienstleistungen eines Unternehmens systematisch mit denen anderer Organisationen verglichen wird. Dabei werden sowohl Effizienz- als auch Effektivitätskriterien bewertet, um eine umfassende Standortbestimmung der IT-Organisation zu ermöglichen.

Abgrenzung: Traditionelles und strategisches IT-Benchmarking

Klassisches IT-Benchmarking richtet den Fokus vor allem auf rückblickende Kostenvergleiche. Unternehmen analysieren beispielsweise ihre IT-Ausgaben pro Mitarbeiter, vergleichen Hardware-Kosten mit Branchendurchschnitten oder analysieren die Effizienz ihrer Servicedesk-Kosten. Diese Herangehensweise folgt einem einfachen Schema: „Sind wir teurer oder günstiger als unsere Mitbewerber?“

Strategisches IT-Benchmarking hingegen erweitert den Blickwinkel und geht deutlich weiter. Statt nur auf Kosten zu schauen, analysiert es die Wertschöpfung, Innovationsfähigkeit und Zukunftsausrichtung der IT-Organisation.

Dabei stehen drei zentrale Fragen im Mittelpunkt:

  1. Wie gut positioniert uns unsere IT für zukünftige Marktanforderungen?
  2. Welche Technologieinvestitionen schaffen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil?
  3. Wie können wir IT-Ausgaben optimal zwischen Betrieb, Wachstum und Transformation verteilen?

Der entscheidende Unterschied liegt hier in der Zielsetzung. Während traditionelles Benchmarking vor allem auf Kostenoptimierung abzielt, geht es beim strategischen Benchmarking um die gezielte Steigerung des geschäftlichen Mehrwerts. Statt lediglich zu fragen „Wo können wir sparen?“, lautet die weiterführende Frage: „Wo sollten wir investieren, um auch künftig erfolgreich zu sein?“.

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Die drei Dimensionen moderner IT-Benchmarks

Während das strategische IT-Benchmarking die Wertschöpfung und Zukunftsfähigkeit der IT in den Fokus rückt, lässt sich dieser ganzheitliche Ansatz anhand von drei wesentlichen Dimensionen konkretisieren. Diese Dimensionen bieten eine umfassende Grundlage, um die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der IT-Organisation differenziert zu bewerten.

  1. Technologische Reife: Diese Dimension bewertet, wie gut ein Unternehmen aktuelle und aufkommende Technologien nutzt. Dabei werden nicht nur bestehende Systeme analysiert, sondern auch die Fähigkeit zur Adaption neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing oder Automatisierungslösungen.
  2. Organisatorische Agilität: Hier steht die Frage im Mittelpunkt: Wie schnell kann das Unternehmen auf technologische Veränderungen reagieren? Dies umfasst Aspekte wie Governance-Strukturen, Entscheidungsprozesse und die Fähigkeit zur organisationsweiten Transformation.
  3. Zukunftsfähigkeit der Investitionen: Diese Dimension analysiert, inwieweit aktuelle IT-Investitionen zukunftsfähig sind und ob sie sowohl kurzfristige Effizienzgewinne als auch langfristige Wettbewerbsvorteile ermöglichen.

Das Run-Grow-Transform Modell zur optimalen Budgetverteilung in der IT

Im Rahmen des strategischen IT-Benchmarkings spielt die effiziente und zielgerichtete Verteilung der IT-Ressourcen eine entscheidende Rolle. Das Run-Grow-Transform Modell hat sich dabei als bewährter Goldstandard für die strategische IT-Budgetplanung etabliert. Es gliedert IT-Investitionen in drei Bereiche, die unterschiedliche Aspekte der IT-Organisation adressieren und gemeinsam eine ausgewogene Balance zwischen Stabilität, Wachstum und Innovation schaffen.

  1. Run-Budget (Betrieb & Wartung)

Das Run-Budget deckt die Kosten für den laufenden Betrieb bestehender IT-Systeme und -Services ab. Dazu zählen beispielsweise Personalkosten für Betrieb und Support, Lizenzkosten für Standardsoftware sowie Infrastrukturkosten für Rechenzentren oder Cloud-Dienste.

  1. Grow-Budget (Ausbau & Optimierung)

Das Growth-Budget richtet sich auf Investitionen, die das Geschäftswachstum unterstützen und bestehende Geschäftsmodelle skalieren. Hierzu gehören beispielsweise Kapazitätserweiterungen für wachsende Nutzergruppen, die internationale Ausweitung von IT-Services, die Integration neuer Geschäftsbereiche sowie Performance-Optimierungen. Die Effizienz dieser Investitionen lässt sich unter anderem durch kürzere Time-to-Market-Zeiten, bessere Skalierungseffekte und gesteigerte Anwenderzufriedenheit messen.

  1. Transform-Budget (Innovation)

Das Transform-Budget ist schließlich auf Innovation sowie Zukunftsfähigkeit ausgerichtet. Es dient der Modernisierung veralteter Kernsysteme, der Einführung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Native-Architekturen oder fortschrittlichen Cybersecurity-Konzepten sowie dem Aufbau digitaler Kompetenzen und der Entwicklung neuer digitaler Services. Damit sichert dieses Budget langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und technologische Erneuerung der IT-Organisation.

Die Verteilung des IT-Budgets nach dem Run-Grow-Transform Modell liefert wichtige Rückschlüsse auf den strategischen Reifegrad, die Innovationsfähigkeit sowie die Zukunftsorientierung einer IT-Organisation und ist damit ein zentraler Indikator im Rahmen eines IT-Benchmarkings.

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Praxisbeispiele: IT-Benchmarking in der Anwendung

Case Study 1: Budget-Reallokation führt zu 40% Effizienzsteigerung

Ein mittelständisches Produktionsunternehmen stellte im Rahmen eines IT-Benchmarks fest, dass es zwar bei den laufenden Betriebskosten wettbewerbsfähig war, technologisch jedoch hinter führenden Marktteilnehmern zurücklag. Die Analyse ergab einen kritischen Budgetmix:

  • Run Budget: 90% (Branchenbenchmark: 60%)
  • Growth Budget: 8% (Branchenbenchmark: 25%)
  • Transform Budget: 2% (Branchenbenchmark: 15%)

Benchmark-Erkenntnisse: Das Unternehmen investierte zu wenig in zukunftsweisende Technologien und Wachstumsinitiativen. Der Vergleich mit Branchenführern zeigte, dass erfolgreiche Unternehmen 25-30% ihres IT-Budgets für Growth- und Transform-Projekte einsetzen.

Umsetzung und Ergebnisse:

  • Schrittweise Reduzierung des Run-Anteils durch Automatisierung und Cloud-Migration
  • Gezielte Investitionen in KI-basierte Produktionsoptimierung
  • Aufbau einer hybriden Cloud-Infrastruktur

Messbare KPIs:

  • 40% Effizienzsteigerung in der Produktionsplanung durch KI-Algorithmen
  • 25% Reduzierung der IT-Betriebskosten innerhalb von 18 Monaten
  • 60% schnellere Markteinführung neuer Produktvarianten

Case Study 2: Cloud-Transformation durch Benchmark-Insights

Ein Fintech-Unternehmen nutzte strategisches Benchmarking, um festzustellen, dass Konkurrenten bereits zu 70% Cloud-native arbeiteten, während das eigene Unternehmen noch zu 80% auf On-Premises-Infrastruktur setzte.

Strategische Neuausrichtung: Anstatt nur kurzfristige Kostensenkungen vorzunehmen, entwickelte das Management eine dreijährige Cloud-First-Strategie:

  • Migration kritischer Anwendungen in eine hybride Cloud-Umgebung
  • Implementierung von Cloud-native Entwicklungspraktiken
  • Aufbau einer mikroservice-basierten Architektur

Quantifizierte Erfolge:

  • 50% Reduzierung der Time-to-Market für neue Features
  • 35% niedrigere Infrastrukturkosten nach vollständiger Migration
  • 99.9% Verfügbarkeit kritischer Services durch Cloud-Redundanz
  • Skalierungskosten um 60% reduziert bei Lastspitzen

Fazit

IT-Benchmarking entfaltet seinen vollen Nutzen erst in der strategischen Anwendung. Statt sich auf reine Kostenvergleiche zu beschränken, stellt es den Zukunftswert und die Innovationskraft der IT in den Mittelpunkt.

Durch die konsequente Ausrichtung an den drei Dimensionen – technologische Reife, organisatorische Agilität und Zukunftsfähigkeit der Investitionen – können Unternehmen nicht nur den Status quo bewerten, sondern konkrete Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte IT-Strategie ableiten.

Das Run-Grow-Transform-Modell dient dabei als praktischer Rahmen zur Bewertung und Optimierung der IT-Budgetverteilung. Es verknüpft operative Stabilität („Run“), wachstumsorientierte Skalierung („Grow“) und innovationsgetriebene Transformation („Transform“) zu einem ganzheitlichen Steuerungsansatz. Die vorgestellten Praxisbeispiele belegen eindrucksvoll, wie durch gezielte Reallokation von Budgets – insbesondere durch die Reduktion des „Run“-Anteils – signifikante Effizienzgewinne, Innovationssprünge und Wettbewerbsvorteile realisiert werden können.

Das strategische IT-Benchmarking erlaubt es Unternehmen, Zielbilder für ihre IT-Landschaft zu entwickeln, die nicht nur auf Effizienz, sondern vor allem auf Wertschöpfung, Zukunftssicherheit und Marktfähigkeit ausgerichtet sind. Damit wird es zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner IT-Governance.


Sie benötigen Unterstützung? Die HDP ist Ihr Partner für strategisches IT-Benchmarking mit fundierter Methodik, Markterfahrung und Praxisnähe. Seit über 25 Jahren begleiten wir Unternehmen im Mittelstand und Konzernumfeld bei der Bewertung und Weiterentwicklung ihrer IT-Organisation. Unsere Benchmarks liefern mehr als nur Zahlen: Sie zeigen konkrete Handlungsspielräume, schaffen Transparenz und unterstützen eine zukunftsgerichtete IT-Steuerung.

Häufig gestellte Fragen zum IT-Benchmarking

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